Eigentlich sollte ich noch ein paar Umzugskartons packen. Aber mich bewegt grade eine Idee, die ich gern teilen möchte. Ich nenne sie mal #12Company – vielleicht wird ja ein netter Hashtag mit etwas Reichweite draus.
Die letzten Tage habe ich viel nachgedacht. Über unsere kirchlichen Strukturen. Über mich selber darin, wie ich sie erlebt habe in den letzten 12 Jahren. Über das Neue Testament.
Was dabei raus kam, ist eine Idee. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob die tragbar ist, ob sie irgendwas bringt, wenn ja was….
Wir leben meist in Kirchengemeinden mit einer enormen Mitgliederzahl. In meiner ehemaligen sind es 2400 – das ist eine eher größere, aber mehrere hundert sind es immer. Ich meine: Viel zu viele. Manchmal bilden sich innerhalb dieser sehr großen Gemeinden kleinere Zellen, z.B. Hauskreise. Wo das geschieht, werden Gemeinden meistens geistlich recht lebendig, zumindest erleben etliche Menschen einen im Alltag praktikablen christlichen Glauben.
Ich dachte dann weiter: Wie wäre es denn, dieses „Hauskreismodell“ komplett von den existierenden Gemeinden zu lösen – also einmal bewusst aus diesen Strukturen auszubrechen und sie aufzubrechen. Oder daraus aufzubrechen zu neuen Ufern…
Jesus ist mit 12 Jüngern durch die Lande gezogen, nicht mit 500 oder mehr. Theologisch kann man in diese Zahl alles mögliche hinein interpretieren. Wenn wir dem Neuen Testament glauben dürfen, gab es neben diesem 12er-Kreis eine Art erweiterte Anhängerschaft. Einmal heißt es 70 oder 72. An anderen Stellen, dass ihm eine ganze „Menge“ folgte. Nichts desto trotz – der „inner circle“ belief sich auf 12 Personen. Sie gingen mit ihm, sie waren bei ihm, sie hörten seine Lehren (zusammen mit den vielen anderen Menschen), sie kapierten manchmal nichts von dem, was sie erlebten – aber sie waren mit ihm auf dem Weg. 12 Personen sind eine überschaubare Gruppe. Trotzdem erlaubt diese Zahl eine gewisse Pluralität, wie wir an den verschiedenen Charakteren ja gut studieren können. Thomas der Zweifler, Petrus der (gar nicht so) Standhafte, Johannes der Anhängliche, und, ja Judas der Verräter…
Wie wäre es mit folgendem Versuch: Das, was wir vom Glauben begreifen, in überschaubaren Gruppen mit nicht mehr als 12 Personen zu leben? 12 Personen, das können sein: Zwei Familien. Eine Gruppe Studenten. Eine erweiterte Familie mit ein paar Freunden. Eine Hausgemeinschaft. Aber nie mehr als 12. Wenn die 12 überschritten wird, wird die Gruppe geteilt. Die Gruppen sind offen für ganz unterschiedliche spirituelle Prägungen: Volkskirchler, Freikirchler, Thomasmessler, Taizé-Bewegte, Zweifler, Glaubende, Atheisten, Katholiken… völlig egal, einzige Voraussetzung: Miteinander auf dem Weg sein wollen und Jesus besser kennenlernen wollen. Man kann daneben Mitglied einer Kirchengemeinde oder Konfession sein, aber das ist keine Voraussetzung.
Man trifft sich nach Vereinbarung. Man liest zusammen in der Bibel, man überlegt gemeinsam, wie man das Gelesene in die Tat umsetzen kann. Ämter braucht es nicht. Geld auch nicht -außer man einigt sich, für eine bestimmte Sache zu sammeln. Da die Gruppen klein bleiben, braucht es keine Immobilien. Es genügt ein mittelgroßes Wohnzimmer, um miteinander Gottesdienste oder Andachten zu feiern.
Und wie es mit Taufe oder Abendmahl wird….ergibt sich auf dem Weg. Vielleicht feiert man diese Sakramente weiterhin in bereits vorhandenen Kirchengemeinden. Vielleicht auch nicht. Im Grunde reicht für die Taufe eine Schale Wasser und der Glaube. Und für das Abendmahl Brot und Wein und die Gemeinschaft miteinander und mit Christus.
Die Vernetzung der einzelnen örtlichen Gruppen untereinander könnte über Medien wie Facebook oder irgendein Forum laufen.
Das ist alles noch sehr unausgegoren. Mal sehen, was mir / uns/ euch dazu noch einfällt.
Solche Ansätze gibt es bereits. Man könnte sich mit denen austauschen, die schon Erfahrungen haben. Aber ich kenne keine bekannte, große Bewegung, die überkonfessionell ist und solche Glaubensgruppen bildet.
In der Komplexeinrichtung für Menschen mit Behinderung trifft man sich nach Lust und Laune und in aller Freiheit zweimal in der Woche zum Gebet. Das ist meines Wissens der einzige Ort in unserer Gegend, wo Strukturen und Konfession egal sind. Was uns fehlt ist Inklusion, aber das ist auch schon wieder ein anderes Thema.
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Klingt interessant. Geht ja im Prinzip auch heute schon. Ich wüsste nur nicht, wo ich das zeitlich unterbringen sollte, aber das ist mein persönliches Problem. Mit der richtigen Mischung an Leuten könnte das toll sein, aber ich kann mir auch Konstellationen vorstellen, wo es sehr schnell zu Konflikten käme.
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Die gabs damals auch:)
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Guxtu mal Zellgemeinde, Jens Stangenberg… Hat ein ähnliche Prinzip (allerdings nicht mit 12, sondern ein paar mehr, glaub ich
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Danke fürs Verlinken! Naja, aufgegriffen hab ich das im Grunde nicht, mir war nicht klar, dass es das schon gibt, ist aber eigentlich einleuchtend, oder? Schönen 3. ADVENT!
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