Der Zwischenraum und die kleinen Zeichen

Gestern Vormittag: Ich fräse mich mental durch den Themenbereich „Das Enneagramm als Prozessmodell“. Der garstig breite Graben zwischen Vier und Fünf, dem Absprung und der sicheren Landung. Vom Gefühlschaos zur Klarheit. Die eine Tür zu, die andere noch nicht offen. Dazwischen ist es ungemütlich. Sehr.
Gestern Mittag: Fitnessstudio. Ich keuche auf dem Fahrradergometer meine 200 Kalorien runter. Stufe 5, damit es schneller geht. Anstrengend. Langweilig. Wichtig für mich. Der Blick fällt auf einen der zahlreichen Monitore, auf denen zur Bespaßung der Fitnessgeplagten unterschiedliche Programme laufen. Fußball. Nachrichten. Irgend so ein Musiksender. Wie immer habe ich auch diesmal keine Kopfhörer dabei. Im Musiksender läuft tonlos ein Videoclip (jedenfalls hießen die zu meiner Zeit so). Keine Ahnung zu welchem Song. Schnitt. Nahaufnahme. Jemand legt einen Fisch auf einen Grill. Der Fisch brutzelt appetitlich von beiden Seiten. In meinem Hirn ploppt Johannes 21 auf. Während die Jünger recht frustriert über einen mageren Fang fischen gehen, macht Jesus schon mal Frühstück. Ein Kohlenfeuer. Darauf Fische und Brot. Ich strample vor mich und denke: „Genau Chef. Mach mal Frühstück.“ Er sorgt für mich.
Heim. Enneagramm. Zwischenraum.
Kürbissuppe kochen. Auch das gehört zum Oktober. Ich krame nach den einzigen drei Halloween-Deko-Artikeln, die ich besitze. Eine Kürbiskopflichterkette. Zwei Kürbisteelichthalter. Sind Kürbisse satanisch? Ich glaube nicht. Denke ich während ich meine Suppe löffle.
Politisches Nachtgebet in St. Nikolaus. Vorbereitet von einem Römer. Er beginnt, im Blick auf Flüchtlinge in Deutschland, mit den Worten: „Ich glaube, wir leben in einer Zwischen-Zeit. Wir wissen, dass sich etwas grundlegend ändern wird. Aber wir sehen die Richtung noch nicht.“
Evangelium war das Gleichnis vom bittenden Freund. Hartnäckigkeit. Nicht locker lassen. Sich nicht zufrieden geben mit lebensfeindlichen Verhältnissen.
Wir sind dann noch kurz was trinken gegangen. Der Römer, noch ein Römer, ein alter Alt-Katholik und ich neue Alt-Katholikin mit lutherischen Wurzeln. So saßen wir dann kurz zusammen und im Nu waren vier Stunden um.
Trotz Zwischen-Zeit irgendwie eine gesegnete Zeit.
Mit jedem neuen Kontakt den ich knüpfe und jeden ausgiebigen Gespräch in lockerer oder ernster Runde komme ich dem was ich wirklich will ein wenig näher.
Und das ist auch gut so.

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