Angekommen im Aufbruch

Umbruch. Umbruch. Umbruch. Umbruch.

Seit jenem Morgen im Jahr 2014, an dem ich mit einer tauben Gesichtshälfte erwachte und mir schlagartig, von einem Tag auf den anderen, klar wurde: Jetzt ist es soweit. Ich muss hier raus. Gemosert und still gequengelt hatte ich schon lange. Und seit dem: Umbruch.

Gemeindearbeit irgendwie noch zu Ende abwickeln. Beurlaubung einreichen – für zwei Jahre, mit Netz und doppeltem Boden und der Option zurückzukehren.

Merken: Das geht nicht. Ich kann und will nicht zurück. Eine Erkenntnis, an der die Kirchenleitung mit ihrem extrem doofen nicht gerade intelligentem Personalführungsverhalten nicht ganz unschuldig war. Aber das war nur der letzte finale Kick. Gewusst habe ich es schon lange.

Dann noch etwas herumeiern zwischen Trauer, Verzweiflung und Orientierungslosigkeit. Und dann auf einmal Festigkeit. Ich will und werde nicht untergehen. Ich gehe vorwärts. Und ER geht mit, jetzt ohne Netz und doppelten Boden. Und dann ging es eigentlich ganz schnell. Noch ein bisschen herum probieren, dies, das jenes, aber eigentlich Klarheit: Ich baue eine Praxis auf und arbeite als freie Theologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ich muss auf nichts mehr Rücksicht nehmen (außer Steuergesetzen). Ich muss mich nicht mehr gängeln lassen von irgend einer Institution, die mir sagt, was ich tun darf und was nicht. Es ist Risiko, aber es ist auch ein Gefühl unendlicher Freiheit. Der Schwung eines echten Neuanfangs.

Das wovor jedem „Beamten“ graut, ist eingetreten. Keine Bezüge mehr, keine Beihilfe, kein gar nichts. Um da hin zu kommen, muss man normalerweise mindestens silberne Löffel klauen oder Schlimmeres und vorher lange bibbern: Bitte, bitte, entlasst mich nicht…Herrje, was haben wir vor 12 oder 14 Jahren um die Verbeamtung gebangt. Haben die Ohren angelegt, waren brav, haben 10 Kilo abgenommen, damit der Amtsarzt zufrieden ist… Was eigentlich war so attraktiv daran, ein ganzes Leben lang an einen einzigen Arbeitgeber gebunden zu sein, der zwar ganz gut bezahlt und üppige Pensionen bietet, dafür aber auch Anspruch auf das komplette Leben (fast) erhebt??

Die Welt dreht sich weiter und quietscht nicht mal. Und ich sehe Dinge, die ich vorher nie gesehen habe. Chancen. Möglichkeiten. Menschen. Ich spüre meinen Draht nach oben und meine Verwurzelung. Um keinen Preis der Welt würde ich darauf je wieder verzichten wollen.


7 Kommentare zu „Angekommen im Aufbruch

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