Alle Jahre trifft es mich ganz unvorbereitet. Dieses Fest aller Feste. Ach, was gäbe ich drum, wenn man sich einfach auf die mystische, theologische, den Glauben betreffende „Wahrheit“ des Kindes im Stall konzentrieren könnte!
Doch leider feiern wir ja nicht etwa nur die Geburt Jesu, sondern auch die eines ominösen „Knaben im lockigen Haar“, der bekanntlich Owi heißt („Gottes Sohn Owi lacht“) – und das nehmen weite Teile der Bevölkerung alljährlich zum Anlass, komplett durchzudrehen und irren Blickes „Geschenke!!!“ murmelnd wie die Lemminge in die Stadt zu strömen.
Ich als Single lehne mich da erst mal entspannt zurück. Geschenke. Pah. Wen soll ich denn beschenken? Den/die „Liebste“ gibt es nicht (was manchmal, eher selten aber eben doch manchmal, durchaus auch Vorteile hat). Eltern? Sind schon tot. Kinder und Enkel habe ich keine. Geschwister auch nicht.
Das geht so lange gut, bis mir irgendjemand aus dem engeren oder weiteren Freundeskreis ein Päckchen oder eine Weihnachtskarte schickt. Dann geht es los. Und zwar jedes Jahr aufs Neue.
Weihnachtszyklus eines Singles:
Phase 1) Geschenke? Für wen denn, haha!
Phase 2) Hm, der/die… ist ja ein wirklich guter Freund…da sollte ich….
Phase 3) Eigentlich ist der/die…auch immer so nett und hilfsbereit. Da müsste man…müsste man da nicht? Doch, natürlich!!
Phase 4) Der/die…hat schon lang nichts mehr von sich hören lassen….vielleicht sollte ich da eine Karte…
Phase 5) Also gut, ich nehme das 10ner-Pack Weihnachtskarten, irgend jemand zum Schreiben fällt mir schon ein.
Phase 6) Karten schreiben, kleine (Verlegenheits)Geschenkchen einpacken, wunderbar, alles wird gut.
Phase 7) Zwei bisher nicht bedachte Personen beschenken mich spontan. Und zwar am Tag vor Heiligabend. Die von mir beschenkten Personen allerdings schenken mir NIE…na ja fast nie was.
Phase 8) Der gute Vorsatz fürs Neue Jahr: Nächstes Jahr mach ich im November eine kleine Liste und besorge noch so ungefähr fünf Kleinigkeiten zum spontan verschenken.
Phase 9 = Phase 1.