Eigentlich wollte ich ja bis irgendwann Mitte Januar eine Schreibpause einlegen. Und nun mach ich es doch wieder…
Ich habe Weihnachten in München verbracht, weitgehend bei meiner Tante mütterlicherseits, meiner einzigen noch lebenden engeren Verwandten und das war auch gut so. Weihnachten sollte man bei seiner Familie sein, auch wenn es nur der Rest einer Familie ist.
Heilig Abend war ich um 23 Uhr in der Mette bei meinem lieben Freund Andreas Ebert in St. Lukas – es war, wie mir plötzlich klar wurde, mein erster evangelischer Gottesdienst seit einem Jahr. Der letzte davor war die Familienvesper in Rossach, die ich noch selber gehalten hatte. Seitdem hatte ich nie wieder einen Fuß in ein evangelisches Gotteshaus gesetzt (außer, wenn wir ein Chorkonzert gesungen haben, aber das ist etwas anderes). Irgendwie war ich traurig. Konnte aber trotz Traurigkeit gut da sein und bin sogar zum Abendmahl gegangen. Hinterher noch lange zusammen gesessen, fast bis drei Uhr morgens. Und merken: Trotz guter, enger Kontakte zu manchen evangelischen Freunden – meins ist es einfach nicht mehr.
Der 1. Feiertag verging unspektakulär. Essen, Spazierengehen, Schlafen.
Am 2. Feiertag bin ich wieder nach Hause gefahren, reich beschenkt einerseits von meiner Tante mit einer wunderbaren tibetischen Klangschale („weil egal ob du irgendwann wieder Pfarrerin wirst oder einfach dieses Meditationsding machst, sowas kannst zu ja immer brauchen!“) und zwei handgestrickten Mützen und Schals, andererseits von Andreas mit einer Sammlung von Loriot-DVDs, brüderlich geteilten Gänseresten und einem Büchlein von Khalil Gibran mit dem Titel „Jesus Menschensohn“.
Am „3. Feiertag“ war ich in der römisch-katholischen Messe beim Katholiken meines Vertrauens. Es war ein rundes Weihnachtsfest (trotz der seltsamen Situation, zum ersten mal seit 14 Jahren nicht selber in irgendwelche Gottesdienste involviert zu sein). Und zugleich ein wenig traurig, weil ich seit 14 Jahren zum ersten mal nicht in irgendwelche Gottesdienste involviert war. Das ist eine Situation, die sich einfach nicht glatt auflösen lässt. Oder, um mit dem o.g. Katholiken meines Vertrauens zu sprechen, „diesen Beruf legt man halt nicht ab wie eine Jacke“.
Nein, ich will nicht zurück. (Abgesehen davon, dass ich es eh nicht mehr könnte. Zumindest nicht nahtlos.) UND es ist manchmal traurig. Ja, ich will andere Wege gehen. Und ich habe eben in mir, was ich erlebt habe. Diese 12 Jahre Lebenszeit kann und will ich nicht einfach aus meinem Gedächtnis und aus meinem Herzen streichen. Ich will aber lernen, damit gut zu leben…
Das nennt man psychologisch glaube ich Integration.