Es soll ja immer noch Leute geben, die sie nicht kennen. Die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine. Deshalb stell ich sie hier kurz vor.
Die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine, kurz einfach „Die Losungen“ sind ein jährlich erscheinendes Andachtsbüchlein. Herausgegeben wird es von einer kleinen, dem evangelischen Pietismus entspringenden, Freikirche. Eben die Herrnhuter Brüdergemeine. „Brüder“ deshalb, weil die Kirche ohne ein hierarchisches Amtsverständnis auskommt, getreu dem Ausspruch Jesu: Einer ist euer Meister, Christus. Ihr alle aber seid Brüder. Die wirklich sehr interessante Geschichte dieser kleinen, international agierenden Kirche, kann man gut auf deren Homepage nachlesen.
Die Losungen haben ihren Namen vom „Auslosen“ – für jeden Tag des Jahres wird ein Vers aus dem Alten Testament als Los gezogen. Ein inhaltlich passender Vers aus dem Neuen Testament wird dazu ausgesucht. In den ersten gedruckten Ausgaben der Losungen bestand das Andachtsbüchlein nur aus dieser Sammlung von zwei Versen für jeden Tag des Jahres. Später kam dann doch eine passende Liedstrophe, ein Gebet oder ein anderer kurzer Text hinzu und ergänzt wird das ganze durch zwei Bibeltexte. Einer passend zum Kirchenjahr, der andere ist jeweils ein Abschnitt aus der „fortlaufenden Bibellese“, die innerhalb einiger Jahre durch die komplette Heilige Schrift führt.
Immer wieder beeindruckt es mich, wie Bibelverse, die ja praktisch zufällig ausgelost wurden, auf einmal zu meinem Leben oder auch zur politischen Situation passen. Im Sommer letzten Jahres, als sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gab es eine Woche, in der sich auf einmal Bibelverse häuften, in denen es um Gastfreundschaft, die Rechte von Fremden und die Aufforderung zur Barmherzigkeit ging. Diese Texte wurden Jahre im Voraus festgelegt. Für mich ein Zeichen, wie das Wort Gottes sich seinen Weg sucht, um im richtigen Moment zu den Menschen zu gelangen, die sie lesen sollen. Wie viele freiwillige Helfer das wohl ermutigt hat weiterzumachen?
Die Losungen sind inzwischen weltweit verbreitet und werden in viele Sprachen übersetzt. Die meisten Leser stammen aus evangelischen Kirchen.
Für mich sind die Losungen so eine Art Band zu Christen und Christinnen auf der ganzen Welt, weil ich weiß, dass viele, viele Menschen sich heute mit genau diesem Bibelabschnitt beschäftigen, den ich auch lese.
Ein kleines Dilemma besteht für mich darin, dass die Lesungstexte der Losungen der evangelischen Gottesdienstordnung folgen. Und mein kirchlicher (alt)katholischer Alltag inzwischen nach dem Schott Messbuch tickt. Also lese ich jetzt, wenn ich dazu komme, die Losungen morgens und den Schott (digital als Handy-App) am Abend. Nicht weil ich muss, sondern weil es mir gut tut.
Diese Leute gibt´s ! Ja, die gibt´s definitiv 🙂
LikeLike
Gute Darstellung. Ich finde es auch interessant, dass täglich Tausende von Menschen weltweit das jeweils gleiche ausgeloste Bibelwort auf sich wirken lassen. Nicht jeden Tag passt es wirklich, aber oft gibt es mir einen neuen Impuls. Die Doppelung der passenden Worte zur Flüchtlingskrise fand ich bemerkenswert. Seit 2013 habe ich die Losungen auf Twitter abonniert und schreibe jeweils einen Tweet dazu. Das bringt mich dazu, jeden Tag wirklich kurz über die Losung nachzudenken, auch wenn nichts Tolles dabei herauskommt. Die gedruckte Fassung habe ich zusätzlich. Die passenden Ergänzungen dort sind es wert.
LikeGefällt 1 Person