Das Leben als freie Theologin ist eigentlich schön. Man hat es oft mit netten, fröhlichen, jungen Menschen in der Blüte des Lebens zu tun, die einander im festlichen Rahmen das Jawort geben wollen. Falls der Weg dazu sie nicht in eine Kirche führt (die Gründe dafür können mannigfaltig sein), werden sie vermutlich in Google eingeben: „Freie Trauung“, „Freier Redner“, „Was kostet eine freie Trauung?“ Und dann werden Angebote eingeholt.
Soweit, so gut. Nur leider gibt es in dieser Zunft keine Preisbindung, und daher schwanken die Angebote irgendwo zwischen 150 und 950 Euro, wobei nach oben immer Luft für mehr ist. Nicht selten gibt’s dann genau zwei Extreme.
Brautpaar Nr. 1 ist der Ansicht: Für unseren schönsten Tag darf uns nichts zu teuer sein! Wir wollen keine Billigtrauung! Dagegen ist nichts zu sagen. Aber ob ein Theologe/Redner, der seine Dienste für 950 Euro plus anbietet, dafür wirklich so viel mehr bietet, als ein Redner im „durchschnittlichen“ Preissegment? Und ob jemand, der bei einer freien Trauung als allererstes Dollarzeichen in den Augen bekommt, wirklich geeigneter ist als jemand, der seine Sache mit Herzblut macht? (Wobei das eine das andere natürlich nicht ausschließt.)
Brautpaar Nr. 2 denkt ökonomisch. Warum soll ich Geld für etwas ausgeben, das ich anderswo billiger kriege? Also werden Angebote eingeholt. Fatal ist dabei, dass es immer Redner/Theologen gibt, die vorherige Angebote gezielt unterbieten und es „noch billiger“ machen – und so kommen Dumpingpreise von 200 Euro oder weniger heraus. Für das Brautpaar doch eine feine Sache? Oder etwa nicht??
Nein. Und ich verrate Ihnen warum.
Was wünschen Sie sich denn von einer freien Theologin/einem freien Redner an Ihrem großen Tag? Sie wünschen sich, davon gehe ich zumindest aus, jemanden mit Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Gespür für Menschen. Sie wünschen sich, dass derjenige, der an Ihrem großen Tag die Zeremonie leitet und die Worte spricht, die Sie in Ihren neuen Lebensabschnitt begleiten, sein Metier beherrscht. Dass er den richtigen Ton trifft. Dass er eine Rede hält, die genau auf Sie zugeschnitten ist. Und dass er sich natürlich im Vorfeld ausreichend Zeit nimmt, seine Rede gut vorbereitet und – ganz wichtig- dass er Sie persönlich kennenlernt! Ein guter Hochzeitsredner erzählt die Geschichte des Brautpaares so, dass sie sich darin wiederfinden, es darf gelacht und ein bisschen geweint werden, kurz es soll einfach schön sein!
Damit es so wird, brauche ich als Rednerin vor allem Zeit. Ich nehme mir in mindestens einem, eher zwei Gesprächen Zeit, Sie und ihre gemeinsame Geschichte gründlich kennenzulernen. Da geht’s nicht nur drum irgendeinen Plan aufzustellen oder ein festes Programm abzuspulen. Damit eine Zeremonie gut wird, investiere ich einschließlich Gesprächen, Vorbereitung und Durchführung der Zeremonie mindestens acht, eher zehn Stunden. Dabei fließen die Erfahrungen von 12 Berufsjahren als evangelische Pfarrerin mit ein.
Und das für 150 Euro? Brutto? Ist das Ihr Ernst??
Klar, ich kann Ihnen auch was für 150 € brutto machen. Im Internet gibt es viele einschlägige Seiten, wo man sich gratis mit Reden, Texten, Gebeten und allem möglichen versorgen kann. Copy and Paste, hier und da einen Namen einfügen….Und treffen müssen wir uns nicht oder höchstens eine halbe Stunde, voila, fertig ist die Discount-Trauung.
Wollen Sie das? Ich frage lieber nicht. (Oder vielleicht doch, also wer das will, für den mach ich das natürlich so.)
Aus dem Gesagten geht hervor: Eine freie Trauung kostet bei mir in der Regel 500 Euro. Plus Fahrtkosten. Dafür gibt’s gute Qualität. Und damit bewege ich mich immer noch eher im moderaten Preissegment.
Noch Fragen? Immer gern. Sie erreichen mich über das Kontaktformular.
Recht so! Ich habe vor 10 Jahren schon € 450 plus Fahrtkosten genommen.
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Am wichtigsten ist doch der persönliche Kontakt. Wenn also die Leute auf dich abfahren, sind sie bereit , auch deinen Preis zu zahlen. Und ich finde 500 für eine Trauung nicht viel. So viel geben die Bräute ja schon für den Friseur aus, und ich finde das weniger wichtig.
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Du schon…
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In NYC ist es üblich, dass eine Gebühr zwischen $500 und $1000 plus Fahrtkosten erhoben wird. Dass du dich nach unten abgrenzt, ist wichtig und gut!
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Aus meiner persönlichen Erfahrung als weltliche Traurednerin kann ich sagen, dass Paare sich (zum Glück) in erster Linie an der „Chemie“ orientieren, die zwischen uns stimmen muss. Ich bin mir unsicher, ob bei der freien Trauung so sehr nach dem Preis geschaut wird. Sicherlich auch, aber ich denke nicht, dass ein Paar jemanden für 150 Euro bucht, wenn die Chemie nicht stimmt… Von daher denke ich – alles im grünen Bereich. 🙂
Schöne Grüße!
Melanie Müller
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Naja ich fang erst an…bin jetzt aber zB davon abgekommen, ersten Kontakt per Mail zu machen, je schneller man telefoniert und die Leute meine Stimme hören (die sehr nett klingt) desto besser. Das Leben ist ein Lernen 🙂
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Die Chemie ist eigentlich ja das Wichtigste. Das ist das Gleiche wie wenn man z.b einen Seelsorger, Krisenberater, Therapeut benötigt. (Nein nicht nach der Hochzeit 😉 ), da entscheidet die Sympathie alles.
Jemand aus der Familie hatte zb in einer evangelischen Kirche geheiratet. Ich würde das dort mit der Pfarerrin zb nicht. Das hat mir alles nicht gefallen.
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die kalkulation ist völlig o.k., so auch das qualitätsbewußtsein. ich frage mich, wie das die kollegen im gemeindedienst mit der fülle der anderen aufgaben hinkriegen. vor vielen jahren hörte ich einmal einen geschätzten praktologen (theologe, psychologe, psychotherapeut) äußern: kasualien? bereiten sie sich darauf noch vor? wer so denkt, hat vieles nicht kapiert, was wichtiger ist: er ist herzlos.
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Kasualien sind das A und O! Das ist der Ort, an dem auch unkirchliche Menschen noch kontakt zur Kirche haben, das waren meine am besten besuchten Gottesdienste!
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Soviel kriegt meine Gemeinde für meinen Dienst nur selten… Meine Mentorin pflegte knallhart zu sagen: 10% vom Gesamtbudget darf Ihnen der Dienst der Kirche schon wert sein.
Find ich auch nicht teuer, wenn ich es auf die Stunden umlege, die ich selbst damit verbringen, aber auch die lieben Menschen, die vorher und nachher (!) Kirche und Vorplatz säubern…
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naja, aber du kriegst ein Gehalt, oder? ich will nicht meckern, bin ja selber schuld. (wenn man von schuld reden kann)
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Ich werde ausgehalten, ja. 😉 Zu 100% aus Spenden finanziert, die nicht zuletzt bei Amtshandlungen anfallen – und weniger Spenden heißt weniger Pastoren. Gerade noch hat die Nachbargemeinde die Synode um Aufhebung ihrer zweiten Pastorenstelle gebeten, weil sie das nötige Geld nicht mehr aufbringen kann.
Versteht mich recht: ich bin noch der Ansicht, das wäre zu teuer, was du verlangst! Für die Arbeit, die dahinter steht, müßte eigentlich viiieeel mehr bezahlt werden.
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Hallo, mein Name ist Constanze. Auch ich bin eine freie – allerdings weltliche – freie Traurednerin ( http://www.dietraurednerin.com ) . Ich mache diesen „Beruf“ wirklich aus Leidenschaft und voller Hingabe. Aber trotzdem muss man damit sein Geld verdienen. OK, viele Leute machen es vielleicht nebenbei – möglicherweise als Kleinunternehmer, da schlägt zumindest die Umsatzsteuer nicht zu. Ich bin wirklich hauptberuflich tätig und somit muss ich davon Leben. Eine Freie Trauung für 200 Euro halte ich daher wirklich eher für eine Frechheit. Es steckt – wenn man es richtig und professionell macht – so viel Zeit und Arbeit in dem Arrangieren einer Freien Trauung. Wenn ich alles zusammenrechne, kommen mit Vorgesprächen, Schreiben der Rede, Vorbereitung der Zeremonie und der eigentlichen Trauung locker 20 Stunden pro Brautpaar zusammen. Und das für 200 Euro. Jeder der sein Auto schon mal in die Werkstatt gebracht hat weiß, dass unter 50 Euro die Stunde kein PKW repariert wird. Hm? Das macht schon nachdenklich oder? Also, wen es interessiert, was ich für Preise berechne der kann sich gern unter http://www.dietraurednerin.com informieren.
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Das Problem ist halt, dass es immer Leute gibt, die es billiger machen. Leider. Das PKW Argument sage ich auch immer. Übrigens habe ich meinen Schwerpunkt eher bei Beerdigungen als bei Trauungen, und ich nehme jetzt generell einen Stundensatz von 60 Euro. Bei allem. Ein Problem ist für mich, dass ich in einer sehr „niedrigpreisigen“ Gegend wohne. Die Leute sind hier einfach nicht gewöhnt, für geistige Arbeit zu zahlen. Bzw. sie überhaupt als Arbeit anzuerkennen. Ich überlege zurzeit, wieder nach München zu gehen. Da ist das Leben zwar teurer, aber ich könnte auch mehr verlangen.
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