Du hast meine Fesseln gesprengt

Fesselngesprengt

Gestern war ich in meiner katholischen Wahlgemeinde St. Augustin zur Neueinweihung der Kirche nach fast zwei Jahren Schließung wegen Generalsanierung. Das ganze vergangene Jahr war ich fast jeden Sonntag zum Gottesdienst in St. Augustin – immer im Pfarrsaal. Die Kirche selbst kannte ich flüchtig, war wohl ein oder zwei mal drin, damals, als ich noch Pfarrerin war und zu irgendwelchen ökumenischen Veranstaltungen eingeladen war. Den Altarraum dominierte ein riesiges, sehr real anmutendes Kruzifix. Das ist nun anders. Das Kruzifix ist nicht mehr da. Dafür ein ganz schlichtes Vortragekreuz und ein goldener Wandfries mit der Inschrift: Du hast meine Fesseln gesprengt

Und nein, ich habe den Punkt nicht vergessen, im Originalzitat ist da kein Punkt. Wohl um auszudrücken: Ende offen! Du hast meine Fesseln gesprengt ist, habe ich mir sagen lassen, ein Augustinus-Zitat.

Du hast meine Fesseln gesprengt

Auferstehung. Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Nicht das Kreuz oder das Grab haben das letzte Wort. Der gekreuzigte Gott wird zum befreiten Gott. Auch befreit von menschlichen Festschreibungen, die doch immer wieder nur mit kläglichen Worten versuchen, den freien, unbegrenzten und grenzenlosen Gott in irgendwelche Konzepte zu pressen.

Du hast meine Fesseln gesprengt

Der Auferstandene, ent-grenzte Christus macht den, der ihm vertraut, ebenfalls frei. Frei von Bildern und Selbstbildern, frei von Festschreibungen durch andere, frei von falschen Sicherheiten, frei von all den Selbst-Begrenzungen, die daran hindern, nach vorne zu schauen, weiter zu gehen, das eigene Leben zu leben, auch wenn es immer ein unvollkommenes und vorläufiges ist.

Vom schweren Kreuz zur Freiheit des offenen Himmels.

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