Während ich dies schreibe, räkelt sich neben mir schnurrend meine inzwischen 14jährige Tigerkatze Jessy. Sie erfreut sich bester Gesundheit. Aus leidvoller Erfahrung weiß ich aber, wie schnell sich das ändern kann: Ihre Vorgängerin, Dicky, magerte in diesem Alter plötzlich immer mehr ab, wurde lethargisch und ich musste sie schließlich einschläfern lassen. Das war traurig. Dicky war eine Tierheimkatze und sie war nur ungefähr ein halbes Jahr bei mir, weil keiner sonst wohl so eine alte Katze nehmen wollte. Aber als sie mich anschnurrte und die Pfote vertraulich auf meinen Arm legte, war einfach klar, dass ich sie mitnehme, auch wenn da schon abzusehen war, dass das Glück nicht lange dauern wird.
Nur ein halbes Jahr. Trotzdem habe ich zwei Tage geheult. Und, selbst damals noch Pfarrerin, gemerkt: Es gibt irgendwie kein echtes Abschiedsritual für Haustiere und irgendwie traut man sich auch nicht, um ein Tier so richtig zu trauern. Weil Zeitgenossen schnell mit der Deutung bei der Hand sind, dass wohl irgendwas mit einem nicht so ganz stimmt wenn man um ein Tier derart trauert.
Jessy, meine samtpfotige Begleiterin, schlich sich kurz nach Dicky in mein Zuhause und in mein Herz und begleitet mich nun schon seit über acht Jahren. Sie ist eine tolle Katze. Ruhig, ausgeglichen, eigenwillig und anschmiegsam. Sie hat mich durch berufliche Krisen begleitet. Sie ist drei Mal mit mir umgezogen und hat niemals die Macken entwickelt, mit denen andere Katzen solche Veränderungen quittieren. Nach wenigen Wochen schon begrüßt sie meinen neuen Freund mit Köpfchen Geben und Schnurren (andere Katzen pinkeln neuen Lebensgefährten von Frauchen oder Herrchen gern mal in die Schuhe). Und niemals hat sie mir Möbel zerkratzt.
Ehrlich gesagt: Ich mag gar nicht dran denken, dass auch sie eines Tages von mir gehen wird. Und das, liebe Leser, wird wirklich heftig werden.
Ich glaube, ich bin nicht die einzige Tierbesitzerin, die beim Tod eines geliebten Haustiers schon getrauert hat. Inzwischen gibt es ja schon Tierfriedhöfe und man kann den geliebten Vierbeiner einäschern lassen und die Urne daheim auf´s Regal stellen (nicht jeder nennt einen Garten sein Eigen, in dem er Hund oder Katze bestatten darf).
Mir kam die Idee: Warum nicht meine Dienste als Trauerbegleiterin und Trauerrednerin auch für Tierliebhaber anbieten? Die Gefühle sind oft gar nicht so unterschiedlich zu denen beim Abschied von einem geliebten Menschen. Tiere haben ihre ganz eigene Würde, sie sind keine leblosen Gegenstände. Ich glaube, Rituale zum Abschied können vielen Menschen helfen. Ich jedenfalls will so etwas künftig in meinen „Leistungskatalog“ aufnehmen. Ein Vorbereitungsgespräch. Ausarbeiten eines Rituals zum Abschied von einem geliebten Tier. Durchführung desselben. Bei Bedarf weitere Gespräche. Kostenpunkt: 150,00 € plus Fahrtkosten. Ich glaube, der Bedarf wäre durchaus vorhanden…
Das wäre sicher sehr tröstlich für Tierfreunde (Besitzer klingt so nach Sache) .
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