Eben gab es auf Twitter eine kleine Kontroverse, an der außer mir und einem katholischen Theologen noch jemand beteiligt war, der zwar auch Christ ist, aber wohl ein wenig anders geprägt. Es ging, wie so oft, mal wieder um die Frage, was „die Kirche“ (wer immer das sein mag) tun soll, um vor allem junge Menschen zu erreichen. Soweit, so alt das Thema. Der dritte Mitdiskutant äußerte dann die Meinung, „die Kirche“ müsse wieder die Sünde thematisieren. Und ihre Konsequenzen. Und dann kam der Satz: „Sie sind doch Christin, weil Sie nichts so sehr hassen, wie die Sünde!“ Ich erwiderte drauf: „Nein, ich bin Christin, weil ich JESUS liebe!“
Aber vielleicht ist das das Grundproblem aller fundamentalistischen Weltanschauungen.
Dass man militanter Christ, Moslem, Kommunist oder was auch immer wird, weil man etwas HASST, nicht weil man etwas oder jemanden liebt.
Man kann z.B. sein Land lieben. Nazi wird man, indem man alle anderen hasst.
Man kann seinen Glauben lieben. Religiöser Fundamentalist wird man, weil man alle anderen Religionen hasst.
Man kann das Gute lieben. Zu einem bigotten Arschloch wird man, indem man alle hasst, die andere Maßstäbe anlegen.
Hasse ich die Sünde? Sünde heißt erst mal, von der deutschen Wortbedeutung her, „Graben“. Der Graben, der mich von anderen und von Gott trennt. Das ist manchmal tragisch, aber hassenswert ist es nicht.
Und wenn ich mir Jesus als Beispiel nehme, kann ich nicht erkennen, dass er etwas oder jemanden gehasst hat. Er hat Dinge beim Namen genannt, die nicht in Ordnung sind. Aber er hat nicht gehasst. Er hat vergeben.
Dinge beim Namen nennen ist eines, etwas hassen etwas ganz anderes.
Da kommen wir auf ein weites Feld, wenn wir biblisch nachgründen, wie es dann weitergeht mit dem Verhältnis zu amartia, peccatum, Sünde, nachdem die Jesusliebe angefangen hat.
Und eine ketzerische Frage: ist das Skandieren von „Nazis raus!!!“ nicht auch ein Ausdruck des Hasses?
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