Schon vor längerer Zeit hörte ich folgende kleine Anekdote: Ein bekennender Atheist im Gespräch mit einem katholischen Priester. Der Atheist im Brustton der Überzeugung: „Ich bin vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten, und das ist auch gut so!“ – Der Priester: „Das mag sein, aber die Kirche ist nicht aus Ihnen ausgetreten.“
Nun bin ich ja nicht ausgetreten, schon gar nicht aus der katholischen Kirche, in der ich nie drin war. Ich bin lediglich von der evangelischen in die alt-katholische Kirche konvertiert. Merke aber zunehmend: So butterweich und geschmeidig wie ich gehofft hatte, geht so ein Wechsel nicht. Seit meiner Taufe mit 20 Jahren war ich evangelisch, sogar Amtsträgerin, insgesamt über 20 Jahre lang. Und bei allem „neu anfangen wollen“ und „Kirche ganz anders leben wollen“ und aller Liebe zum „Katholischen“ bleiben 20 Jahre eben doch eine sehr prägende Zeit. Ich merke es an vielen kleineren und größeren Dingen. Mir gehen evangelische Kirchenlieder im Kopf und im Herzen herum, die halt einfach zu diesem oder jenem kirchlichen Feiertag gesungen werden, aber in einer anderen Konfession keine Rolle spielen. Ich beobachte mit einem halben oder mit anderthalb Augen im Netz, was bei der ELKB-Synode so läuft. Ich merke, dass ich eigentlich doch ganz gern wieder Teil einer „größeren“ kirchlichen Gemeinschaft wäre, als meiner momentanen. Die alt-katholische Kirche hat den Charme einer kleinen und progressiven Gemeinschaft. Mir gefällt daran sehr viel, nicht zuletzt die Liturgie. Merke aber auch, dass viele ihrer Fragestellungen einfach daraus resultieren, dass sehr viele ihrer Mitglieder frustrierte ehemalige Katholiken sind, die hier beinahe trotzig eine neue Heimat suchen….und dass deren Fragen nicht unbedingt meine Fragen sind.
Allerdings hatte es auch (für mich sehr gravierende) Gründe, dass ich vor zwei Jahren konvertiert bin und auch das kann und will ich nicht einfach vom Tisch wischen. Ich kann nicht einfach da wieder anknüpfen, wo ich vor zwei Jahren aufgehört habe. Die letzten zwei Jahre haben mich verändert. Fast alles in meinem Leben ist anders geworden.
Also bleibe ich jetzt erst mal wo ich bin. Ich habe momentan gravierende Fragen als die, ob ich wieder evangelisch werden will. Oder gar versuchen, in meiner ehemaligen Kirche wieder irgendein „Amt“ zu ergattern. Ich schließe es nicht kategorisch aus, aber so ein Schritt, sollte er irgendwann dran sein, braucht noch viel innere Klärung.