Früher, im Pfarramt, habe ich es oft erlebt. Gemeindeglieder, die ich im Krankenhaus besuchte oder mit denen ich Trauergespräche führte, trösteten sich und andere damit, das ganze werde schon einen „Sinn“ haben.
Ebenfalls erlebt: Menschen erklären anderen, dass ihr Leid, ihre momentane Situation einen „Sinn“ habe, dass nichts ohne „Sinn“ geschieht.
Die ganz Schlauen erkennen offenbar sogar den „Sinn“ hinter dem Leid anderer: Damit will der liebe Gott dir sicher zeigen, dass…
Bei all dem schlägt mein spiritueller Bullshit-Detektor Alarm.
Ich glaube nicht, dass es hinter dem Leid oder auch hinter einen individuellen Leid einen quasi „objektiven Sinn an sich“ gibt, den man nur finden muss. Was ich sehr wohl glaube ist, dass Menschen ihrer eigenen individuellen Situation einen eigenen, individuellen „Sinn“ abgewinnen können. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun und es ist immer der Betroffene selbst, der vom „Sinn“ seines eigenen Weges reden darf.
Alle anderen sollten einfach mal die Klappe halten. Siehe Buch Hiob.
Gilt übrigens auch für die Deutung von Umweltkatastrophen und anderem.
Der „spirituelle Bullshit-Detektor“ gefällt mir. Und Deine Empfehlung, in bestimmten Fällen die Klappe zu halten mit Verweis auf Hiob ebenfalls. Unmissverständlich ausgedrückt und auf den Punkt.
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