Seht auf und erhebt eure Häupter…

Heute ist der 2. Advent und der Wochenspruch lautet: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,28)

Zahlreiche modern sein wollende Auslegerinnen und Ausleger versuchen diesen schönen Vers mit einem launigen „Kopf hoch!“ in vermeintlich leichter zugängliche Sprache zu übersetzen. Kopf hoch ist eine Floskel, die aber einfach nicht wiedergibt, was gemeint ist. Kopf hoch sagen Menschen, die auf die Frage, wie es einem anderen denn geht, ausnahmsweise eine ehrliche Antwort bekommen haben („heute nicht so gut“), die sie sich eigentlich gar nicht anhören wollen. „Kopf hoch“ ist eine Floskel, die über das Leid eines anderen hinwegwischt und ihn in Verlegenheit bringt, sodass man eigentlich nur noch murmeln kann „hast ja recht“, obwohl einem gar nicht danach zumute ist. „Kopf hoch“ bewegt sich auf einer Ebene mit „wird schon wieder“ oder „alles halb so schlimm“.

Den Wochenspruch mit „Kopf hoch“ zu umschreiben, reißt ihn komplett aus seinem Zusammenhang. Denn im Kontext des Verses geht es darum, dass Jesus eines Tages wiederkommt (im wahrsten Sinne des Wortes ein 2. Advent = die 2. Ankunft) – deshalb dürfen/können/sollen wir den Blick erheben und uns nicht bange machen lassen von Kriegen, Auseinandersetzungen, Irrungen und Wirrungen, kleinen und großen Katastrophen. Diese sind zwar real und zum Teil auch wirklich schlimm, existenzbedrohend, lebensbedrohlich, werden aber nicht das letzte Wort haben. Nicht weil „es schon wieder wird“ oder weil es „halb so schlimm ist“. Sondern weil wir den erwarten, der bereits durch sie hindurch gegangen ist und sie überwunden hat.

In diesem Sinne einen gesegneten 2. Advent!

5 Kommentare zu „Seht auf und erhebt eure Häupter…

  1. Sehr schön hast du das erklärt. Genau so fühlt man sich, wenn einem dieses „Kopf hoch“ gesagt wird. Ich bedauere gerade in Gedanken, dass ich niemals eine Predigt von dir hören werde.
    Ich sage nicht „Kopf hoch“ zu dir. Ich drücke dich aus der Ferne.

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  2. Ertappt! Ich selbst habe am Sonntag die Begrüßung mit „Kopf hoch!“ angefangen. Aber ich habe es nicht so gefüllt wie du es hier beschreibst. Sondern mehr ein „stolz und selbstbewusst aufblicken Richtung Himmel, von wo die Rettung kommt“. Mitten in alle dem Mist und Leid, dass uns umgibt. 🙂

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