Vor einigen Wochen kam ich unverhofft zu einem Schreibauftrag für eine kirchliche Arbeitshilfe. Herausgeber ist die Bildungseinrichtung einer anderen Landeskirche. Thema sollte sein: Was man (nicht) tut.
Sehr schön, endlich mal wieder ein Auftrag! Obwohl ich mich momentan durch Schwangerschaft und Chemotherapie eher ausgelutscht fühle, habe ich es die letzten Tage tatsächlich geschafft mich hinzusetzen und loszulegen. Es tat gut, mal wieder was zu schreiben.
Was man (nicht) tut – Stimmen aus der Kindheit wurden wach:
„Wenn man etwas geschenkt bekommt, sagt man danke, und wenn es ein Stück Scheiße ist!“
„Man regelt seine Angelegenheiten selbst, familienintern, andere geht das nichts an.“
„Man redet über bestimmte Dinge nicht, schon gar nicht öffentlich.“
„Man lässt andere in Ruhe.“
Vermutlich hat jeder so seine Introjekte (verinnerlichte Stimmen, die noch im Erwachsenenalter den Kurs vorgeben, wenn man sich nicht bewusst macht, wo sie herkommen und sie einer gründlichen Revision unterzieht).
Zu dem was „man“ nicht tut kommt dann auch noch, was „frau“ nicht tut:
„Der Mann macht immer den ersten Schritt!“
„Sei bescheiden, sittsam und rein. Wenn ein Mann auf den Tisch haut, dann ist er durchsetzungsfähig, wenn du es tust, bist du eine blöde Emanze, die nie einen Mann abkriegen wird!“
„Kleide dich elegant-feminin. Aber ja nicht aufreizend.“
„Liege dem Partner nicht auf der Tasche, geh aber als Mutter auch nicht arbeiten.“
Und so weiter, und so weiter. Wenn man tut, was „man“ tut, hat man es jedenfalls ziemlich schwer. Und man bringt sich vor allem um die Erfahrung, was wirklich passiert, wenn man nicht mehr tut, was „man“ tut.
Der Schritt vom „man“ zum „ich“. Riskant. Aber lohnend.
Ich musste darüber heute auch nachdenken (ich arbeite an einer Grundschule). Wie bringt man (ja, ich weiß) Kindern Dinge bei? Regeln? Schwieriges Thema.
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Überlegen lassen, was wohl passieren würden, wenn 1) ALLE dies oder das täten. Bzw. 2) wie das Kind sich fühlt/wie es ihm geht, wenn jemand es so behandelt…. Kategorischer Imperativ (Kant) und Goldene Regel (Jesus). Eigentlich reicht das. Und ich glaube, Kinder ab ca. 3. Klasse kapieren das auch.
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*seufz* Ich wünschte, ich könnte das glauben.
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