Länger habe ich jetzt nichts geschrieben, was unter anderem daran lag, dass ich die erste Märzhälfte zum Großteil im Krankenhaus verbracht habe.
Das Wichtigste zuerst: Mein Kind ist da, es ist gesund, isst gut, schläft tags und schreit nachts und übt mit seinen jetzt zweieinhalb Wochen schon mal das Lächeln – alles in allem ein kleines Wunder, ich bin darüber froh und dankbar, und wenn ich krankheitsbedingt manchmal noch nicht die Kraft habe, mich so um den Kleinen zu kümmern, wie ich das gern möchte, bin ich froh, dass der Papa da ist und in den Kleinen ganz vernarrt ist. Nun haben wir also einen neuen Erdenbürger. Er heißt Korbinian und ich hoffe und bete, dass er groß und stark wird und seinen Platz in dieser Welt erobert. Und wenn es in meinem Leben das einzige wäre, was ich je geleistet habe, ihm einen guten Start zu ermöglichen, es wäre genug.
Im Zuge des Kaiserschnitts wurde ich dann auch operiert, da der Eierstockkrebs halt eine gewisse OP erfordert, wenn man ihn denn auf Dauer überleben will. Dabei ging ich meiner Gebärmutter und meines zweiten Eierstockes verlustig, außerdem fehlt mir nun das so genannte große Bauchnetz sowie insgesamt 24 Lymphknoten entlang der Bauchaorta. Die gute Nachricht: Tumorreste wurden nicht entdeckt. Die schlechte Nachricht: Dafür waren zwei der entfernten Lymphknoten auffällig. Nun muss ich leider doch nicht nur noch zwei Zyklen Chemotherapie weitermachen, sondern auch noch eine Antikörpertherapie im Anschluss, und das ärgert mich gewaltig, weil sich dadurch alles hinzieht wie ein Kaugummi und man einfach nicht abschließen kann.
Was mich ferner ziemlich ärgerte, waren gewisse Kommunikationsmuster im Klinikum.
Drei Tage nach der OP erscheint eine Ärztin und gratuliert, dass man keine weiteren Krebszellen gefunden habe. Ich bin total happy und atme tief durch.
Und dann erscheint am letzten Tag der Chefarzt und klärt darüber auf, dass da eben doch noch diese zwei Lymphknoten waren und dass ich mich über ein weiteres Jahr mit Therapien freuen darf (letztere Formulierung ist jetzt von mir).
Die OP-Wunden verheilten und verheilen zum Glück ziemlich gut, auch wenn es im Bauch noch gewaltig zieht. Seit Montag sind wir wieder zuhause. Ich, mein Partner und der kleine Korbinian, den ich mir leider noch nicht sorglos auf den Bauch legen und stundenlang herumtragen kann.
Ach ja und dann ärgern mich noch gewisse Reaktionen von Leuten, die einfach keine Ahnung haben und sensationsgeilen Menschen, die am Telefon hundertmal nachfragen, ob mein Sohn denn wirklich gesund ist und vermutlich lieber hören würden, dass er mit Gelbsucht abgemagert in irgendeinem Brutkasten liegt, weil das bestätigen würden, was sie eh schon immer wussten und weil das außerdem so schön melodramatisch ist und sich so gut hinter vorgehaltener Hand weitererzählen lässt: „Habt ihr schon gehört?? Die aaaarme Christiane, und das aaaaarme Kind, …..“
Zum Glück muss ich sie diesbezüglich enttäuschen, meinem Kind geht es vermutlich zurzeit gesundheitlich besser als mir. Klar wäre es toll, wenn seine Mama fit und gesund wäre. Aber er lebt, er ist „gut beieinander“, er wird geliebt und seine schwere Geburt wird er hoffentlich irgendwann verarbeiten. Was wäre die Alternative gewesen? Entweder Abtreibung. Oder Verzicht auf meine Therapie, und da bei Eierstockkrebs wirklich jeder Tag zählt, wäre das ein Spiel mit dem Feuer gewesen. Also, nicht optimal, aber der bestmögliche Weg.
Wie es nun weitergeht: Zuerst noch ein paar Wochen Erholung und Zusammenfinden in der neuen Familie. Und dann halt weiter. Chemotherapie, Antikörpertherapie. Und dann hoffentlich wirklich Schluss mit diesem ganzen Krebsmist.
Ich bin froh, dass es euch allen den Umständen entsprechend gut geht. Ich musste oft an dich denken und habe mich in der stillen Zeit hier gefragt, wie alles gelaufen ist. So Menschen wie du sie beschreibst, gibt es immer. Lass die doch denken und reden was sie wollen (leichter gesagt als getan, ich weiß). Deine Entscheidung war die bestmögliche, mach dir keine Gedanken. Es war eine Entscheidung für das Leben, auf allen Ebenen.
LG
C.A.A.
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Herzlichen Glückwunsch !
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Sei nicht traurig über diese Leute, die dich sensationsheischend umlagern. Lass sie einfach links liegen. Ich freue mich so gerne mit dir über deinen kleinen Sohn. Lass nur etwas Zeit vergehen, dann bekommst du mehr Kraft und kannst mit Mann und Sohn raus in den Sommer.
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Meinen Glückwunsch zum Korbinian, sein Namensgeber zog ja mit einem Bären durch Oberbayern und wurde, nachdem er die Wotanseiche fällte, ohne dass ihn der heilige Blitz traf, zum ersten Bischof von Freising. Und Ihnen meine besten Wünsche zu einer vollkommenen Genesung. Möge Ihnen der Engel Raphael weiterhin ein treuer Begleiter sein.
Danke für Ihre Nachricht an dieser Stelle.
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Gottes Segen und weiterhin viel Kraft und Optimismus
und ganz liebe Grüsse aus Wien
D. B.
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Zuallerst einmal ganz herzliche Glückwünsche für Korbinian und dass du Geburt und OP so gut überstanden hast. Ich vermute mal (und hoffe es), bei nur zwei auffälligen Lymphknoten hast du gute Chancen. Auch wenn das Jahr sicher kein Honigschlecken sein wird.
Ich für meinen Teil wünsche dir das Allerbeste und ärger dich nicht über die gewissen Leute – du kannst deine Energien sicher besser gebrauchen.
Ganz liebe Grüße an euch.
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Oh, wie gut, das zu lesen. Schön, dass es dem Zwerg gut geht, dass er gedeiht und ihr zuhause sein könnt. Alles andere kommt mit der Zeit und so mistig das mit dem weiteren Jahr Therapie sein mag, du kannst in diesem Jahr das erste Jahr eures kleinen Schätzchen miterleben und das wird dich bestimmt mit viel viel Glück erfüllen. Und ich schätze, so ein oller Krebs hasst das.
Seid behütet!
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