Taufe

Wie geht man um mit derart überwältigenden Erfahrungen wie den beschriebenen? Ich war 19 Jahre alt, in einem Alter, in dem andere Party machen und das Leben feiern.

Mir war Gott auf Schritt und Tritt nahe. Kaum war ich irgendwo allein, kam er mir nahe. Sein Leuchten, sein Strömen, das innere Tosen, die Weite.

Seine Nähe durchdrang mich. Riss mich mit. Stunden brachte ich in leeren Kirchen sitzend oder auf den Knien zu. Warum ich? Was will ER?

Mir wurde klar: Ich will mich taufen lassen. Um mich auch äußerlich mit ihm zu verbinden. Er hatte mich berührt, er ließ mich nicht mehr los.

Nie war ER – Christus, Gott, das Göttliche- mir je wieder so präsent wie in den Wochen und Monaten vor und nach meiner Taufe. Und ich wollte getauft werden. Eintauchen in das Mysterium und neu werden. Das Alte hinter mir lassen. Noch lange bevor mir der Paulusvers begegnete: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“

In diesen Wochen und Monaten begann ich erstmals, die Bibel zu lesen. Das Johannesevangelium. Ich besaß keine Bibel; das Johannesevangelium hatten mir Missionare irgendeiner Freikirche in der Fußgängerzone überreicht. Ich las es und es war, als ob mir diese namenlose Präsenz, die mir beim Blick in den unendlichen Sternenhimmel begegnet war, aus jedem Wort entgegen sprang. Lebendiges Wort! Logos! Christus! Licht! Wasser und Geist!

Ich verschlang das Evangelium mehrere Male, es begann in mir zu leben, zu pulsieren, und ganz hinten in dem Büchlein befand sich eine Sammlung biblischer Verse zu bestimmten Anlässen. Unter anderem Jesaja 41,10: Fürchte dich nicht, denn ICH bin mit dir; weiche nicht, denn ICH bin dein GOTT. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“

Es war, als ob Gott mir diese Worte direkt ins Herz schreiben wollte. Ich wiederholte sie innerlich, immer wieder. Die Worte wiederholten sich in mir von alleine. Durchdrangen mich. Erleuchteten mich. Trösteten mich.

Jesaja 41,10 wurde mein Taufspruch.

Ich ließ mich taufen, ich war 20 Jahre alt. Die Taufe selbst war innerlich und äußerlich unspektakulär. Aber danach erlebte ich eine derart gewaltige Präsenz Gottes in mir, dass ich es kaum in Worte fassen kann.

Es war, wie ein gewaltiges fließendes Licht, das von Kopf bis Fuß durch mich floss, als ich abends im Bett lag und Stunden lang hielt dieser Zustand an, nicht nur in einer Nacht.

Ich erlebte, wie eine Hand, Jesu Hand, mir buchstäblich durch das Brustbein bis zum Herzen drang und mich dort lang berührte, und wie dabei etwas heil wurde.

Auch das nicht nur einmal.

Ich träumte. Ich träumte, ich befände mich in einer gewaltig großen, unterirdischen Kirche, höhlenartig, mit romanischen Säulen und Bögen. Nicht besonders hoch, aber so weitläufig, dass sich die Wände im Dämmerlicht verloren. Der Boden bestand aus rotem und weißem Marmor nach Art eines Schachbrettmusters. Das Gebäude war uralt. Ich stand neben einem Altar, ein Block aus weißem Stein. Darauf stand ein Korb mit Brot. Und ER war da. Wir umarmten uns lange und innig und unsere Herzen berührten sich dabei. Wir waren EINS. Dann nahm er etwas von dem Brot, brach es und fütterte mich damit. Daraufhin gab ich IHM davon zu essen. Es schmeckte wie Honigkuchen. Wir hatten das Abendmahl gefeiert, ER und ich. Und erst viel später las ich die Verse der Johannesoffenbarung, dass Jesus angeklopft, um im Herzen mit seinen Jüngern das Abendmahl zu halten.

Von jetzt an wollte ich keine Minute mehr ohne IHN leben und das, was mir geschenkt wurde mit anderen teilen. Sie ermutigen, auch den Weg mit IHM, dem LEBENDIGEN, zu gehen.

Und ich beschloss Theologie zu studieren. Wie, wenn nicht als Pfarrerin, sollte ich IHM den nachfolgen und dienen?

Ich wusste so wenig.

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