Zweifel. Bin ich plemplem?

Nicht verschweigen will ich, dass mich, vor allem zu Beginn meiner „Mystikerinnenlaufbahn“ auch erhebliche Zweifel plagten. Ob ich mir meine Erlebnisse denn nicht bestenfalls nur einbilde, oder schlimmstenfalls unterwegs in die Klapse bin. Nicht zuletzt deshalb traute ich mich sehr lange nicht, darüber zu reden, was mir widerfuhr. Eine Zeit lang versuchte ich, es zu unterdrücken. Indem ich mich viel beschäftigte und versuchte, einfach meine Seele zu verschließen, nicht mehr zu beten. Aber es ging nicht. Ich brauchte das Gebet und die Gemeinschaft mit Gott wie die Luft zum Atmen.

Ich überlegte, dass meine intensiven mystischen Erfahrungen vielleicht nur das Resultat eines Hirnschadens sein könnten. Vielleicht stimmt bei mir irgendwas nicht ganz.

Manchmal versuchte ich, noch während ich betete und Jesus so stark in mir erlebte, gleichzeitig zu analysieren, was genau gerade in mir vorgeht.

Ich entdeckte, dass ich IHM nicht hilflos ausgeliefert bin. Ich konnte auch einfach aufstehen und mich auf etwas anderes konzentrieren. ER drängte sich also nicht auf.

Nach langen Monaten schloss ich Frieden mit meiner Angst, verrückt zu sein. Ich sagte mir: Solange ich im Alltag halbwegs klar denken (und studieren) kann, wird es wohl nicht so schlimm sein.

Und später: Selbst wenn mein Hirn irgendwie abnormal sein sollte – ist Gott nicht Gott? Dann kann er auch durch oder gerade wegen dieses Baufehlers oder chemischen Ungleichgewichts mit mir kommunizieren.

Jahre später las ich von der Entdeckung des Schläfenlappens, ein Hirnareal, das wohl bei Leuten wie mir besonders ausgeprägt ist. Durch entsprechende Stimulation könne man dort solche Erfahrungen hervorrufen.

Soll mich das nun ernüchtern? Nein. Vielleicht ist ja genau dieser Schläfenlappen das Organ, das Gott gebraucht, um mit Menschen zu kommunizieren. Dass er getäuscht werden kann, spricht nicht dagegen. Auch das Auge oder das Ohr können durch entsprechende Stimulation getäuscht werden, trotzdem bezweifelt niemand die Realität hinter optischen und akustischen Wahrnehmungen.

Selbst wenn z.B. bei einem Hirntrauma der Schläfenlappem zerstört werden sollte, jemand also gar keine mystischen Erfahrungen mehr haben kann, spricht das nicht dagegen, dass Gott mit anderen auf diese Weise spricht. Wenn ich mein Augenlicht verliere, zweifle ich ja auch nicht daran, dass andere weiterhin sehen können oder daran, dass es eine sichtbare Welt gibt.

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