Wenn ich an meine Chemotherapie zurückdenke, kommt mir unwillkürlich der Schluss des Markusevangeliums in den Sinn, wo es heißt: „Die Zeichen aber, die denen folgen werden, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben,…Schlangen mit ihren Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden…“ (Markus 16,17)
Die Medikamente, die während der Chemotherapie verabreicht werden, sind keine Himbeerbrause. Jede Woche floss Paclitaxel durch meine Adern. Das wird aus dem Gift der Eibe gewonnen. Alle drei Wochen gab es zusätzlich Carboplatin.
Sehr oft haben diese Medikamente sehr starke Nebenwirkungen. Haarausfall, Übelkeit und vor allem Schäden an den Nervenenden und infolge dessen oft Jahre anhaltende oder gar irreperabele Taubheitsgefühle in Händen und Füßen. Manche können ihren Beruf nicht mehr oder nur eingeschränkt ausüben.
Die Nebenwirkungen bei mir: Bis auf Müdigkeit garkeine, und bei der Müdigkeit bin ich mir nicht sicher, ob die nicht von der Schwangerschaft kam. Vor der Entbindung sind mir nicht mal Haare ausgefallen!
Die medizinische Erklärung für dieses Wunder könnte sein, dass aufgrund der Schwangerschaft mein Östrogenspiegel exorbitant hoch war. Östrogen ist ja das reinste körpereigene Schutz- und Dopingmittel.
Natürlich war ich auch nicht immer „gut drauf“. Aber ich konnte trotz der Umstände diese Monate genießen! Ich habe die Zeit genutzt, bin viel mit Christoph spazierengegangen, habe gelesen, geschrieben, viel gebetet, meine Seele gepflegt und die „bösen Geister“ (Angst, Hoffnungslosigkeit, etc.) blieben weit fern.
Meine Frauenärztin sagte sinngemäß: „Ich weiß nicht wie Sie das machen, aber Sie stecken die Chemotherapie weg wie nix!“
Ich zuckte mit den Schultern. Ich habe keine Ahnung, wie das ging. Ich fühlte mich einfach rundum geschützt.
Meine erste OP war im Oktober 2017 gewesen, und die Chemotherapie erstreckte sich über Advent und Weihnachten.
Ich glaube, ich habe diese Wochen noch nie so intensiv erlebt und werde sie vermutlich auch nie wieder so intensiv erleben. Heitere Gelassenheit, Gelöstheit.
All die Geschichten um schwangere Frauen in der Bibel kamen mir plötzlich nahe und bei den meisten Schwangerschaften, von denen wir da lesen, waren die Umstände auch nicht toll: Elisabeth war zu alt, Maria war zu unverheiratet, Sarah zu alt, Hannah unfruchtbar…
Wenn Gott das Wunder tun will, dass ein neuer Mensch das Licht der Welt erblickt, scheinen ihm die Umstände egal zu sein.
Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden.
Die Unfruchtbare wird frohlocken und eine fröhliche Mutter werden.
Gott ist ein Ermöglicher von Leben gegen die scheinbare Übermacht von Krankheit, Alter und Tod.
Das schreibe ich nicht nur jetzt im Rückblick, sondern davon war ich während dieser Adventszeit im Jahre 2017 wirklich total erfüllt. Machen kann man das nicht, das ist Gnade.