Heute beginnt wieder die heiße Phase des Advents. Vor etlichen Jahren habe ich da Mal was geschrieben.
Heute, am 17. Dezember beginnt der so genannte „Hohe Advent“, auch die Weihnachtsoktav genannt. Gemeint sind die sieben Tage vor Heilig Abend plus der Heilige Abend selbst als Auftakt zum Weihnachtsfest, das ja im Grunde erst am 25.12. beginnt (genau genommen ist der 24.12. nur der Vorabend).
In den evangelischen Kirchen wird der „Hohe Advent“ meist nicht eigens bedacht. In Klöstern und Kommunitäten ist es aber die Zeit, in der abends beim Gebet der Vesper vor dem Magnificat (= Lobgesang der Maria, wird jeden Abend gebetet) die so genannten „O-Antiphone“ erklingen. Eine Antiphon ist eine Art Leitvers, dieser wechselt je nach Anlass.
Die O-Antiphone, auch die „großen Antiphone“ genannt, heißen so, weil sie alle mit dem sehnsuchtsvollen Ausruf „Oh…komm!“ beginnen. Angesprochen ist Jesus. In jeder der Antiphone zum hohen Advent wird er daraufhin mit einem seiner Ehrennamen angerufen, die sich allesamt auf die Prophetien vom Messias und andere Texte im Ersten Testament beziehen und die poetisch auf Jesus hin gedeutet werden.
Beim Forschen im Web gewinne ich den Eindruck, dass die O-Antiphone im englischen Sprachraum wesentlich populärer sind, als bei uns. Folgendes Merkbild habe ich z.B. gefunden:
Die Antiphon zum 17. Dezember hat folgenden Wortlaut:
Antiphon zum 1. Tag der Weihnachtsoktav (17.12.)
O Weisheit,
die Du aus dem Munde des Allerhöchsten hervorgegangen bist,
die Du mit Macht wirkest von einem Ende bis zum andern,…
und alles lieblich ordnest,
komm und lehre uns den Weg der Klugheit!
Original Latein:
O Sapientia,
quae ex ore Altissimi prodiisti,
attingens a fine usque ad finem,
fortiter suaviterque disponens omnia:
veni ad docendum nos viam prudentiae.
Jesus ist in diesem Vers die „Weisheit, die aus dem Vater hervorgeht“, die personifizierte Weisheit Gottes. In den weisheitlichen Büchern des Alten Testaments ist oft von der personifizierten Weisheit die Rede, die Gottes liebstes Geschöpf ist, durch die er die Welt erschaffen hat und die vor ihm „spielt“.
Im Neuen Testament werden diese Texte neu interpretiert und auf Jesus bezogen, der die personifizierte Weisheit Gottes ist. Die Antiphon zum 17. Dezember fleht geradezu darum: Lass uns Menschen an dieser Weisheit teilhaben, führe uns den Weg der Einsicht und der Klugheit. Und, da wird wohl jeder zustimmen: Wir hätten es bitter nötig.
Zum Nachhören…
Und einmal gregorianisch
o anima
illi spiritualiter potentes
sicut radix omnium peccatorum
ut causativum omnium morborum
despectus ab omnibus hominibus
o anima
omnis vita
omne somnium, quod datum est nobis
habet content
per sapientiam et conscientiam
audacia facere meliorem cotidie
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Also gut, mühsame Reaktivierung meines Latein. O Seele, jene, die geistlich mächtig sind, wie die Wurzel aller Sünden und die Ursache aller Krankheiten verachtet von allen Menschen. O Seele, alles Leben (Leben aller?) Jeder Traum der uns gegeben ist möge einen Inhalt haben durch Weisheit und Gewissen Mut zu machen jeden Tag besser. So ungefähr zumindest. Mein Latinum liegt 30 Jahre zurück…
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