




Coburg ist eine mittelgroße Stadt in Oberfranken, berühmt für ihre Bratwurst, ihr Herzoghaus und ihre unrühmliche Geschichte während der NS-Zeit. Für Hitler war Coburg die Stadt, in der er alles ausprobieren und perfektionieren konnte, das wenige Jahre später den Naziterror ausmachte. Bereits 1922 trat Adolf Hitler hier mit 650 SA Männern beim so genannten „Deutschen Tag“ auf, einem Treffen nationalistischer und patriotischer Verbände und bald darauf wehte vom Rathaus die Hakenkreuzfahne, lange bevor die NSdAP in anderen Städten Fuß fassen konnte.
Heute gibt es zum Glück ein breites Bündnis gegen Rechts, Menschen, die sich bemühen diese unrühmliche Geschichte aufzuarbeiten, die Erinnerung zu bewahren und neuen nationanalistischen Bestrebungen ein lautes „Nie wieder!“ entgegenzurufen.
80 Jahre ist es her, dass die Rote Armee das Vernichtungslager in Auschwitz befreite, und heute riefen die „Omas gegen Rechts“ in Coburg zu einem stillen Gedenken mit Lichterkette auf, natürlich auch als deutliches Signal gegen die rechtsextreme AfD. Zu Beginn der Veranstaltung wurden Worte von Zeitzeugen vorgelesen. Der Bürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) mahnte, den politischen Diskurs fair und ohne Verrohung der Sprache zu führen. Unter dem Gesang „Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen die Faschisten hier im Land“ formierte sich schließlich eine Lichterkette um den Marktplatz, wobei die Menschen zum Teil in zweiter und dritter Reihe standen. Innerlich berührt und etwas aufgewühlt vor allem durch die Texte der Zeitzeugen ging ich anschließend nach Hause.
Facebook auf. Das Coburger Tageblatt berichtet bereits online. Wie schön. Bei der Kommentarspalte allerdings nacktes Grausen und Entsetzen:
„Jeder der hier teilnimmt hat Blut an den Händen!“ (Weil wir angeblich Terror wie in Aschaffenburg decken)
„Die Omas gegen Rechts haben allesamt kein Hirn, mal sehen, wie die reagieren, wenn es einen der Enkel erwischt!“
„Das war höchstes 1 Prozent der Bevölkerung, lächerlich!!“
Dazu über 40 Deppensmileys. Ich schrieb dann auch einen Kommentar, darüber wie dämlich und geschmacklos manche eine Gedenkveranstaltung zur Befreiung von Auschwitz kommentieren und blockte dann etwa 40 Personen.
Liebe Leute gegen Rechtsextremismus hier und überall, Omas, Opas, Linke, Konservative (nicht gleichzusetzen mit Populisten), Liberale, jeder und jede der oder die deutlich widerspricht – macht weiter. Lassen wir uns nicht gegeneinander treiben und aufhetzen.
Rechtsextremismus in jeder Form ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen und wo heute nur Worte verletzen, können morgen schon Schlägertrupps durch die Straßen ziehen, so wie damals in Coburg, als sie die Sozialdemokraten und Juden zusammentrieben und auf sie einprügelten.
Es darf nicht soweit kommen. Nie wieder ist jetzt!
