Hans von Werder (1892-1947)

Lebensdaten

Mein Großvater mütterlicherseits, Hans von Werder, geb. 26.2.1892 in Frankenhausen, entstammte dem alten Adelsgeschlecht der von Werder (Hauptsitz Magdeburg und Brandenburg). Er war das einzige Kind von Therese und Hans Wolfgang von Werder. Er verlor mit 11 Jahren seinen Vater. Wie bei den meisten Söhne der Familie von Werder war seine militärische Laufbahn bereits im Kindesalter vorprogrammiert. Er besuchte die Kadettenschule in Naumburg, wo er 23.3.1907 seine Konfirmation feierte. Der Konfirmationsspruch lautete: „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme.“ (Offenbarung 3,11)

Aus einer Beurteilung aus dieser frühen Zeit seiner Laufbahn geht hervor, dass er ein eher phlegmatischer Jugendlicher war, ein eher schlichtes Gemüt besaß und von seinen damaligen Ausbildern im Grunde nicht als angehender Berufsoffizier wahrgenommen wurde. Inwieweit ist er da, familiär bedingt, in etwas hinein gepusht worden, das ihm vom Temperament her eigentlich fremd war?

Kurze Zeit später hieß es dann in einer Beurteilung, er habe hohes pädagogisches Geschick, aber ein zu weiches Gemüt, um wirklich durchzugreifen, es ging um die Ausbildung junger Offiziersanwärter. Warum er dann trotzdem in der Wehrmacht eine derart steile Karriere gemacht hat, weiß ich nicht.

Die Einzelnen Schritte seiner steilen militärischen Laufbahn dokumentieren zahlreiche Urkunden über militärische Beförderungen.

Aus dem Ersten Weltkrieg kehrte er hochdekoriert zurück. Im Zweiten Weltkrieg war er vornehmlich in Riga stationiert, später Kommandant des Grenadierregiments 32. Dies geriet gegen Ende des Krieges komplett in russische Kriegsgefangenschaft, zumnidest diejenigen, die nicht sowieso schon tot waren, was auf die meisten zutraf.

Mein Großvater starb in Kriegsgefangenschaft am 23.2.1947 im Alter von 53 Jahren.

Was ich weiß und was ich nicht weiß

Was ich von ihm weiß ist

  • was meine Tante Sigrid, seine jüngere Tochter mir erzählt hat.
  • Was die Aktenlage hergibt: Im Bundesarchiv kann man die Akten deutscher Militärangehöriger einsehen. Die Akte meines Großvaters umfasst etwa 145 Seiten, von Zeugnissen der Kadettenanstalt, die er als Jugendlicher besuchte bis hin zu Urkunden über Beförderungen, Beurteilungen durch Vorgesetzte und Urlaubsanträge.

Was ich NICHT weiß:

  • Inwieweit war er persönlich an Wehrmachtsverbrechen beteiligt?
  • Hat er, wie es die mündliche Familienüberlieferung besagt, im Rahmen seiner Möglichkeiten Widerstand geleistet?

Was hat er mir vererbt, materiell und charakterlich? Ich versuche, aufzuzählen.

  • ein im Grunde eher phlegmatisches Gemüt, wenig Entschlussfreudigkeit
  • Einen Satz Silberbesteck mit eingraviertem W unter einer Grafenkrone
  • Meine dunkle Augenfarbe (über meine Mutter) und Schlupflider
  • Den Hang zum Übergewicht (vermutlich)

Großvater, ruhe in Frieden.

Kriegsgefangenenfriedhof Moshga 1. Hier liegen die sterblichen Überreste meines Großvaters zusammen mit vielen anderen.

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