Der „alternativlose“ Kurs auf eine „Kriegstüchtigkeit Deutschlands“

Was macht dich nervös?

Was mich wirklich nervös macht, ist, dass statt von „Verteidigungsfähigkeit“ neuerdings von „Kriegstüchtigkeit“ Deutschlands die Rede ist.

Wenn es eine Sache gibt, die mich absolut frustriert und traurig und sauer macht, dann die Unterwanderung der Friedensbewegung durch Extremisten und „Querdenker“ aus den Reihen von AfD und BSW. Sowie die Tatsache, dass „Pazifist“ in der Öffentlichkeit zum Synonym für „schwurbelnder Putinversteher“ geworden ist.

Nein, ich habe keine echte Alternative für den Umgang mit Menschenverächtern und Diktatoren vom Schlag eines Putin. Vielleicht ist es notwendig, solcher Aggression mit Waffengewalt zu begegnen. Gott sei Dank bin ich keine Politikerin. Ich weiß nicht, was richtig ist in diesen Fragen.

Ich bleibe aber dabei, dass ich mich subjektiv NICHT sicherer fühle, wenn mehr Waffen im Land sind. Schon gar nicht, wenn diese mit Atomsprengköpfen bestückt sind.

Ich bleibe auch dabei, dass ich als Christin NICHT glaube, dass es „gute“ und „böse“ Waffen gibt. Waffen töten. Der Auftrag von Christen ist nicht, dies zu rechtfertigen. Das ist jedenfalls meine Überzeugung.

Ich bleibe auch dabei, dass es mir, wenn es soweit käme, wichtiger wäre am Leben zu sein, als mein Leben heldenhaft als Kollateralschaden bei der Verteidigung wovon auch immer zu opfern, und schon gar nicht das meines Sohnes. Leben ist ein kostbares Gut. Wertvoller als jedes andere Gut.

Sollte mein Kind bei Kriegshandlungen sterben, wäre es mir beispielsweise völlig egal, ob das durch eine feindliche Bombe oder durch einen Querschläger aus einer deutschen Waffe geschieht.

Und ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendeine Mutter, egal auf welcher „Seite“, hier anders denkt.

Ich kann und will nicht beurteilen, ob Aufrüstung und Waffenlieferungen falsch oder richtig sind. Dazu fehlt mir der Weitblick und die Übersicht. Ich möchte aber skeptisch bleiben dürfen, ohne dass jemand „Putinversteherin“ schreit.

Ebenso kann ich nicht beurteilen, ob und in welchem Maße Waffenlieferungen Leben retten oder nicht.

Aber wenn ich die Wahl hätte, mit meinen Steuergeldern Aufrüstung und Waffenlieferungen oder Forschung zum Thema Frieden sowie Projekte zur Versorgung traumatisierter Menschen zu finanzieren, dann natürlich letzteres.

Und ich  bleibe auch dabei: Es braucht neben Pragmatikern und Realpolitik auch Idealisten, Visionäre und Pazifisten, die den Ruf nach einem „kriegstüchtigen“ Deutschland zumindest kritisch hinterfragen und ihr Unbehagen äußern.

Und es braucht, im Sinne Jesu, auch Menschen, die so verwegen sind, die Bergpredigt wörtlich auszulegen.

Möge der Shitstorm beginnen.

Das Bild zeigt mich mit der berühmten „Friedenskette“, deren Erwerb Friedensinitiativen in In- und Ausland unterstützt

3 Kommentare zu „Der „alternativlose“ Kurs auf eine „Kriegstüchtigkeit Deutschlands“

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