Nach längerer Zeit habe ich mal wieder Gottesdienst gehalten…
13. Sonntag nach Trinitatis 2024
9.30 Cortendorf
11.00 Hl. Kreuz
Orgelvorspiel
Eröffnung/Gruß:
Im Namen des Vaters…
Der Herr sei mit euch…und mit deinem Geiste.
Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie herzlich zu unserem Gottesdienst am 13. Sonntag nach Trinitatis. Der Wochenspruch ist zugleich eine Art Motto, das das Thema der Lesungstexte und der Predigt schon zusammenfasst: Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40b).
Dass es Gott nicht egal ist, wie wir unsere Mitmenschen, unseren Nächsten, behandeln ist ein Motiv, das sich durch die ganze Bibel, Altes wie Neues Testament, hindurchzieht. Darum wird es heute gehen.
Danke, an alle, die unseren Gottesdienst heute mitgestalten, vor allem unseren Musiker Herrn Ebert (Cortendorf)/ Herrn Knoch (HlK),
unsere Mesnerin Frau Wank (Cortendorf)/ unseren Mesner Herrn Wittmann (HlK).
Mein Name ist Christiane Maag, ich bin Pfarrerin im Ehrenamt und im Hauptamt unterrichte ich Religionspädagogik an einer berufsbildenden Schule.
Eingangslied: EG 425,1-3 Er weckt mich alle Morgen
Vorbereitungsgebet/Gnadenzusage:
Wenn wir miteinander Gottesdienst feiern, dann kommt jeder und jede aus seinem Alltag und bringt manches aus der vorangegangenen Woche mit. Vieles war schön, ist gelungen, hat uns Freude gemacht. Und manchmal sind wir hinter unseren eigene Erwartungen und vor allem hinter Gottes Geboten zurückgeblieben: Wir haben unseren Nächsten nicht geliebt wie uns selbst, waren träge, gereizt, haben schlecht über andere geredet oder gedacht und vor allem Gott zu wenig zugetraut. In der Stille sagen wir ihm, was uns aus der vergangenen Woche beschäftigt.
(Stille.)
Gemeinsam sprechen wir: Gott sei uns Sündern gnädig.
Gem.: Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.
Gott hat sich unser erbarmt. Jesus Christus ist für uns Mensch geworden, er ist an unserer Seite, auch wenn wir scheitern und durch ihn haben wir Vergebung der Sünden und können aus Gottes Liebe leben. Wer das glaubt und getauft ist, der wird selig werden. Das verleihe Gott uns allen. Amen.
(Hl. Kreuz: Introitus 744)
(Hl Kreuz: Kyrie- Gloriaintonation- Gloria)
Gebet (Tagesgebet)
Lesung (in Hl.K.mit Halleluja): Lukas 10,25-35
Glaubensbekenntnis
Wochenlied: 295,1-3 Wohl denen, die da wandeln
Predigt zu Lev 19, 1-3.13-18.33-34
Liebe Gemeinde,
„ich will euch die Leviten lesen!“ – Mancher hat diesen Spruch schon gehört, auch wenn er nicht mehr modern ist. Bedeutung: Ich sag euch wo es lang geht. Ich halte euch eine Moralpredigt. Ihren Ursprung hat diese Redewende im 3. Buch Mose, das auch als das Buch Levitikus bekannt ist. Es ist das dritte Buch der Bibel und beinhaltet hauptsächlich Regeln und Gesetze für den Gottesdienst, aber auch für das tägliche Leben.
Besonderen Stellenwert hat in dieser alttestamentlichen Schrift das so genannte Heiligkeitsgesetz: Weil Jahwe, der Gott des Volkes Israel, heilig ist, soll auch das ganze Volk heilig sein, sich von anderen Völkern unterscheiden. Der Tenor: Jahwe, der Gott Israels, hat sein Volk aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt. Er ist heilig. Auch ihr sollt heilig sein. Doch hören Sie selbst.
Lesung des Predigttextes
Liebe Gemeinde, in der Theologie unterschied man häufig zwischen dem Alten und dem Neuen Testament als dem Gesetz und dem Evangelium. Hier Regeln und Vorschriften, dort frohe und befreiende Botschaft. Hier Gottes Wohlgefallen durch gute Taten mühsam erringen, dort freie Gnadenwahl Gottes: Allein der Glaube an Jesus Christus genügt. So einfach ist es aber nicht. Auch Jesu zitiert in der Bergpredigt Geboten und Regeln des Ersten Testamentes, z.B. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ und auch er stellt einen Bezug her zwischen Gottes Heiligkeit und dem, was vom Volk Gottes erwartet wird. So lesen wir in Matthäus 5, 48: „darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ – eine Anspielung auf den heutigen Predigttext.
Manchmal hört man, dass das Alte Testament für Christen nicht mehr gelte. Zumindest auf Jesus kann man sich aber mit dieser Aussage nicht berufen. Er sagt wörtlich, dass eher Himmel und Erde vergehen, als dass auch nur die kleinste Regel der Thora außer Kraft gesetzt werde.
Wenn wir uns die Geboten im Ersten Testament, z.B. aus unserem heutigen Predigttext, genauer ansehen, geht es häufig um Regeln des menschlichen Miteinanders. Jahwe, der Gott Israels, stellt Regeln und Gebote auf, die es Menschen ermöglichen, in Frieden miteinander zu leben und durch die Menschen ohne Lobby vor der Willkür der anderen geschützt werden. In einer Zeit ohne Gewerkschaften war es z.B. wichtig, den Arbeitgeber a seine Pflichten gegenüber dem Tagelöhner zu erinnern. Gott ergreift Partei für Blinde und gehörlose Menschen; einem Blinden mit Absicht ein Hindernis in den Weg zu legen oder abfällig über einen Tauben zu reden, der es nicht hören und sich nicht verteidigen kann hieße, den Zorn Gottes auf sich herabzurufen. Hier muss ich an meine leicht demente, hochbetagte Tante denken, der neulich jemand die Unterschrift für einen Mobilfunkvertrag aufgenötigt hat, den sie überhaupt nicht braucht, weil sie nicht einmal ein Mobiltelefon besitzt. Im Grunde ist das dasselbe: Die Schwäche eines anderen Menschen wird gnadenlos für den eignen Vorteil ausgenutzt. Das macht zornig, und ausgehend von unserem Predigttext kann man wohl mit Fug und Recht sagen, dass es auch Gott zornig macht.
So könnte man Vers für Vers fortfahren mit der Auslegung, immer geht es um den Schutz derer, die sich selbst nicht schützen können. Gegen Verleumdung ist jeder machtlos, Gerüchte, einmal in die Welt gesetzt, lassen sich schwer entkräften.
„Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich ladest“ – wie schnell ist man dabei, in Gedanken ein Urteil zu fällen, ohne den anderen anzuhören, sich über jemanden zu ärgern, ohne überhaupt sein Motiv oder seine inneren Nöte zu kennen. Und wie viel besser wäre es, ihn direkt darauf anzusprechen, statt sich im Groll selbst zu zerfressen.
Alles gipfelt in dem Gebot der Nächstenliebe: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst, ich bin der HERR, heißt es in Vers 18. Auch diesen Vers wird Jesus viele Jahrhunderte später in der Bergpredigt zitieren.
Neu sind am neuen Testament nicht die ethischen Normen und Werte, so wie Nächstenliebe, Friedfertigkeit oder Solidarität. Oft wird das ja so dargestellt: Im Alten Testament Rachsucht und Gewalt, im Neuen die Aufforderung zu Barmherzigkeit und Frieden. Wenn man die Bergpredigt Jesu liest, dann war eigentlich all das schon da, er hat es nur in neue Worte gefasst, vertieft und für seine Jüngerinnen und Jünger neu ausgelegt.
Das Neue am Neuen Testament, das eigentliche Evangelium, ist vielmehr, das Gott selbst Mensch wird in Jesus Christus. Dass er selbst sich solidarisch an die Seite der Menschen stellt, die unter der Willkür anderer leiden. Auch der Gott des ersten Testaments ergreift Partei für die Schwachen. Aber Jesus wird selbst einer von ihnen, einer von uns, und er erlebt am eigenen Leib, was Menschen erleiden und ertragen müssen. Jedoch ohne selbst Gewalt anzuwenden und Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Er gibt keine neuen Regeln und Gesetze, sondern er geht den Weg der Liebe radikal bis zum Ende. In ihm kommt die Thora an ihr Ziel. Alle Gebote, alle Regeln, ob im Ersten oder im Zweiten Testament, zielen auf die Liebe. Wo selbstlose Liebe ist, das wären Gebote im Grunde überflüssig, weil Gott selbst den Menschen die Liebe zu allen anderen ins Herz schreibt. Es bräuchte keine Gebote mehr, wenn sich denn alle allein an der Liebe zum Nächsten orientieren.
Da dies aber nicht der Fall ist und nach wie vor Egoismus und Machtgier treibende Kräfte sind, die die Welt in ihren Klauen halten, braucht es eben doch nach wie vor Gesetze und Regeln, um das Unrecht einzudämmen.
Die Gebote Gottes, ob im Heiligkeitsgesetz des Ersten oder in der Bergpredigt Jesu im Neuen Testament, sind ein Kompass, der Orientierung gibt. Der Unterschied zwischen den Geboten Gottes und beispielsweise dem Bürgerlichen Gesetzbuch besteht darin, dass die Gebote Gottes an das Gewissen jedes einzelnen appellieren, sich danach zu richten. Es gibt keine Strafandrohung, mit der man ihnen Geltung verschaffen könnte. Sie zielen auf Freiwilligkeit und Einsicht. Ich möchte mich Gottes Liebe entsprechend verhalten. Nicht weil ich sonst bestraft werde, sondern aus Dankbarkeit Gott gegenüber, der sein Volk aus der Sklaverei befreit hat und der in Jesus Mensch geworden und den Weg der Liebe bis zum Ende gegangen ist.
Auf zwei Verse unseres Predigttextes bin ich inhaltlich noch nicht eingegangen. Ich glaube aber, dass sie für sich stehen und lese sie Ihnen noch einmal vor, möge jeder und jede überlegen, was das hier und heute bedeutet:
Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen, wie ein Einheimischer und du sollst ihn lieben wie dich selbst. Denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Predigtlied: So jemand spricht: ich liebe Gott (EG 412)
Cortendorf:
Einsetzung mit Heilig-Lied
Vaterunser
Friedensgruß
Agnus-Dei-Lied
Musik zur Austeilung
Dank- Fürbittgebet
Segen
Heiligkreuz:
Abkündigungen
Cortendorf und Heiligkreuz
Dank und Fürbittgebet
Lasst uns beten, bitte stimmen Sie nach jeder Fürbitte ein mit dem Ruf: Herr erbarme dich.
Guter Gott, du hast dein Volk aus der Gefangenschaft befreit, damit es nach deinen Geboten in Frieden leben kann. (Auf dem Weg stärkst du uns immer wieder mit deinem Wort und deinem Sakrament, mit deiner Gemeinschaft und der Gastfreundschaft an deinem Tisch.) Du trägst uns auf, unseren Nächsten zu lieben.
Wir bitten dich:
Für Menschen in unseren Gemeinden, die an den Beschwerden des Alters leiden. Hilf uns, ihnen nahe zu sein, offen und sensibel auf ihre Nöte einzugehen, ihre Lebensgeschichte zu würdigen. Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich.
Wir bitten für Menschen, die aus Kriegs- und Krisenregionen zu uns gekommen sind, die hier bei uns Schutz suchen. Schenke ihnen Menschen, die mit offenem Herzen auf sie zugehen, und wecke in uns die Bereitschaft, ihnen ohne Vorurteile zu begegnen. Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich.
Wir bitten für unsere Kirchengemeinden. So viele engagieren sich hier für andere, um nach deinem Gebot Nächstenliebe zu üben. Verleihe dazu immer wieder die nötige Kraft, die Freude sich für andere einzusetzen und auch die nötige Erholung und Ruhe, damit die Freude nicht irgendwann der Erschöpfung weicht. Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich.
Wir bitten für alle, mit denen wir zusammenleben: Unsere Familien, unsere Nachbarschaft. Schenke deinen guten Geist in unserem Zusammenleben und die Bereitschaft, nach Streit auch wieder aufeinander zuzugehen. Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich.
Gott, wir bitten für die ganze Menschenheitsfamilie, die aufeinander angewiesen ist, und doch oft so tief entzweit. Wir bitten für verfeindete Völker und Volksgruppen, schenke du ihnen Frieden. Stärke alle, die sich um Frieden bemühen, gib ihnen deine Kraft, lass uns selbst zu Menschen werden, die versöhnen und ausgleichen, wo der Hass regiert. Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich.
Gott wir bitten für alle trauernden, (heute besonders für…). Sei ihnen nahe mit deinem Licht, schenke ihnen Menschen, die trösten können und ihnen nahe sind. Nimm du die Verstorbenen bei dir auf, schenke ihnen dein Licht und die Freude in deiner Gegenwart. Wir rufen zu dir….
Kasualfürbitten
(Heiligkreuz: Vaterunser)
(Heiligkreuz: Segenslied: Verleih und Frieden gnädiglich)
(Heiligkreuz: Sendung:
Der Herr sei mit euch…und mit deinem Geist
Gehet hin im Frieden des Herrn…Gott sei ewiglich Dank)
Segen
Orgelnachspiel

Die Predigt setzt andere Lichter, als ich sie gesetzt habe – vielen Dank dafür.
Etwas verwundert bin ich über die liturgischen Abläufe. Ist es in der ELKB üblich, daß Schuldbekenntnis und den Gnadenspruch vor dem Introitus kommen? In der Abendmahlsliturgie finde ich mich auch nicht ganz zurecht.
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