„Erzähle von deinem Vater, oder einer Vaterfigur in deinem Leben“, sagt wordpress. Also gut. Mein leiblicher Vater starb vor 11 Jahren. Unser Verhältnis zueinander war ein durchwachsenes. Er war „alt“, als er mein Vater wurde. Schon 50 Jahre. So begeistert war er nicht, als ich mich ankündigte.
Er tat, was er konnte, um mir der Vater zu sein, der er eben sein konnte. Das klingt nicht wahnsinnig berauschend. War es aus meiner damaligen (und auch heutigen) Sicht auch nicht. Aber ich habe, jetzt mit fast 50, etwas gelernt: Niemand ist absichtlich so, wie er ist. Ich glaube, jeder und jede versucht aus und in ihrem oder seinen Leben das Beste zu machen. Es ist unfair, Menschen, und seien es die eigenen Eltern, nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen formen zu wollen und sie abschließend danach zu beurteilen, ob es ihnen gelungen ist, so zu sein, wie wir das wollten.
Was ich an meinem Vater mochte? Ich mochte seinen Humor. Und ich mochte, wie er mir als Kind beim Wandern die verschiedenen Pflanzen und nachts beim Blick in den Himmel die Sterne erklärt hat, so gut er es selber konnte. Das weckte meine Neugier auf Biologie und Astronomie.
Ansonsten war unser Verhältnis eben ambivalent.
Einige Vaterfiguren gab es für mich auch, z.B. meinen zweiten Mentor im Spezialvikariat. Der war mir wirklich wohlgesonnen UND wir haben uns theologisch aneinander abgearbeitet. Vielleicht ein wenig verspätete Pubertät meinerseits. Ich habe viel bei ihm gelernt. Vor allem, dass es auch menschlich liebenswürdige konservative „alte weiße Männer“ gibt. Ich werde nie vergessen, wie viel wir in der Sakristei geblödelt haben und wie wir uns dann doch wieder ganz ernst theologisch unterhalten konnten.
Und dann ist da noch Gott. Den ich, wie Jesus, auch Vater, bzw. „Abba“, „Papa“, nenne. Viele Gottesbilder sind dadurch vergiftet, dass man die Erfahrungen mit den eigenen Eltern, v.a. den Vätern, auf den „VATER“ überträgt. Seltsamerweise konnte ich das für mich immer klar trennen. Gott ist Gott. Mein irdischer Vater ist mein irdischer Vater. Vaterfiguren sind Vaterfiguren.
Ich mag, wie Jesus seinen „Vater“ im Himmel beschreibt. Die Gelassenheit, die Freundlichkeit, die unbedingte Vergebungsbereitschaft. Der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn, der dem Sohn entgegenläuft und ihn mit offenen Armen empfängt, obwohl dieser gerade sein ganzes Geld verprasst hat. Der Vater, der „die Sonne scheinen lässt über Gerechte und Ungerechte“, der nicht urteilt, der mich gelten lässt wie ich bin. Ich persönlich habe auch kein Problem damit, dass Jesus Gott als „Vater“ und nicht als Mutter beschreibt, weil er/sie/es dennoch so viele „mütterliche“ Züge hat, dass ich zumindest nie in die Versuchung kam, mir Gott als Mann mit Bart auf einer Wolke vorzustellen. Es ist eben eine Gottesvorstellung neben anderen, jede hat ihre Berechtigung.
(Auch wenn ich verstehe, dass andere sich mit der Vorstellung von Gott als Vater schwertun.)
Was assoziiert ihr denn mit Vater, bzw. Vaterfiguren?
Vater – ein Ort wo ich mich bergen kann. Leider kenne ich keinen solchen Ort. Am ehesten noch die Vorstellung von dem Vater im Himmel. Da kann ich mich irgendwie bergen. Mal weniger mal mehr.
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Mein Vater war
ein treuer Sohn
der röm. kath. Kirche
meine Mutter eine
arbeitsame Kalvinistin
die Seele allein
ist mir seit meiner Kindheit nah
näher als das
was mir von aussen
bis heute zukommt
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