Erster Sonntag der Passionszeit, auch Fastenzeit genannt.
Ja, sie hat uns wieder.
Vor Jahren las ich einen Ratgeber mit dem Titel „Schöner Scheitern“. Darin wurden in launigen kleinen Kapiteln Versuche aufs Korn genommen, das eigene Leben schöner, besser, gesünder, anspruchsvoller, wesentlicher und achtsamer zu gestalten. Und beschrieben, wie all diese Versuche krachend scheitern.
„Fastenzeit. Sieben Wochen Schöner Scheitern im Versuch, dem Herrn durch Entsagung näher zu kommen“, notierten ich am Ascherdonnerstag in mein Tagebuch.
Zucker, Fleisch und Alkohol sollen es dieses Jahr wieder sein. Oft bleibt es beim frommen Vorsatz, wenn der Gatte am samstag sechs Paar Coburger Bratwürste einkauft. Oder wenn ich wieder mal denke: Was solls, habe ich letztes Jahr schon nicht geschafft, und Torte ist halt einfach lecker.
Nein Leute, niemand muss mir erzählen, dass es ja eigentlich „um was ganz anderes“ geht, offen sein für Gott und so. Meine intensivste Erfahrung mit Fasten war einmal während Exerzitien: 10 Tage ohne feste Nahrung, nur Wasser, Tee und Brühe waren erlaubt. Nach wenigen Tagen blieb der Hunger aus, fühlte ich mich so frei und leicht, wie nie zuvor. Da haben wir uns in einer Gruppe bewusst Zeit genommen: Für Gott, für das Gebet, für Seelsorge und die Feier des Heiligen Abendmahls. Damals habe ich Jesus ganz nahe erlebt.
Im Alltag ist das so viel schwieriger. Es fällt so viel schwerer, in die Tiefe zu gehen, wenn im Alltag die Anforderungen auf mich einprasseln und mich aus meiner Mitte reißen wollen. Aber vielleicht geht es ja genau darum: Bei der inneren Mitte zu bleiben.
Die Sehnsucht nach Gott, nach Weite und Tiefgang ist da. Mit dieser Sehnsucht in Bauch und Herz stolpere ich auch in diesem Jahr wieder Ostern entgegen. Entspannend finde ich dabei, dass nix „muss“. Aber vieles werden kann.
